Drei Generationen auf der Mauer
Die Story und Bilder vor Ort
Im vorletzten Newsletter von vor vier Wochen war sie schon mal im Bild: die charakteristische Mauer oberhalb vom «Central» in Zürich (Google Maps), die man von unten sofort erkennt. Und wir hatten angekündigt, uns der Mauer demnächst von oben anzunähern, von der Strasse, die ihre Lage im Namen trägt: «Auf der Mauer».
Das Gründerhaus: Auf der Mauer 5, 8001 Zürich, siehe auch alt-zueri-ch
Im Haus mit der Nummer 5, genauer: im Keller desselben, eröffnete August Baggenstos, Vater von Thomas und Grossvater von Moritz, im Jahr 1925 eine Schreibmaschinenreparaturwerkstatt, wie schon im Überblick über unsere Firmengeschichte erwähnt. Dieses Jubiläum feiern wir das ganze Jahr über.
Letzte Woche waren die beiden also vor Ort. Die heutige Mieterin der Räume, Frau Burgdorfer, betreibt dort ein Kindertanztheater und öffnete ihnen freundlicherweise ihre Türen für eine Fotosession mit Accessoires.
In der Firmenchronik fällt ein Detail erst auf den zweiten Blick auf: Die Schreibmaschine «Hermes» der Westschweizer Firma Paillard, auf deren Vertretung und Wartung sich der Gründer spezialisiert hatte, war zu diesem Zeitpunkt erst seit drei Jahren auf dem Markt. Zwar gab es Schreibmaschinen an sich mit den unterschiedlichsten Konzepten schon seit einigen Jahrzehnten, aber der grosse Durchbruch stand noch aus, und diese Schweizer Erfindung stand damals für das, was wir heute als «High Tech» bezeichnen würden. Zuvor hatte es keineswegs als sicher gegolten, dass die als seelenlos geltende Maschinenschrift sich gegen die damals noch kunstvolle Handschrift würde durchsetzen können.
Doch der Vorfahr hatte auf das richtige Pferd gesetzt. Die Schreibmaschine eroberte die Büros weltweit. Die Fotos riesiger Schreibsäle, in denen praktisch ausschliesslich Frauen, Dutzende bis Hunderte von ihnen, Texte abtippen, gehören zum bildlichen Kulturgut der 1930er und 1940er Jahre.
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Zurück ins Haus Auf der Mauer 5. Für den Besuch hatten Vater und Sohn einige Dinge mitgebracht: Zuerst ein gerahmtes Foto des Firmengründers August, um drei Generationen Baggenstos gemeinsam ins Bild zu rücken.
Thomas und Moritz Baggenstos mit August vor dem Haus Auf der Mauer 5
Neben dem historischen Foto hatten sie auch noch drei technische Geräte dabei, alle bezeichnend für ihre Zeit:
Erstens die mechanische Reiseschreibmaschine «Hermes Baby», die sogar erst zehn Jahre nach der Firma Baggenstos auf die Welt kam und es aus der Schweiz heraus rasch zu weltweiter Berühmtheit brachte. Die Schriftsteller Ernest Hemingway und John Steinbeck galten als Fans, die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker sagte gar, sie sei «mit ihrer Hermes Baby verheiratet», und auch in der Schweiz tippte Emmi Creola-Maag (besser bekannt als Betty Bossi) ihre Kochtipps auf dieser Maschine.
In den 20 ersten Jahren der Firmengeschichte verkaufte August Baggenstos 80’000 HERMES-Schreibmaschinen – ein phänomenaler Erfolg, der allerdings wohl so nicht möglich gewesen wäre, wäre die Gründung nicht zusammengefallen mit der gerade durchstartenden Büro-Revolution.
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Thomas Baggenstos trat 1984 in die Firma ein, wieder in einer Zeit des Umbruch, denn gerade setzte der PC zum Siegeszug an, nachdem die Schreibmaschinen sich – mit einigen Upgrades (Elektro, Kugelkopf) – immerhin fast 50 Jahre lang gehalten hatten. Und wieder wurde geunkt, in diesem Fall von den Schreibmaschinen-Veteranen in der Firma: der PC sei eher ein «Spielzeug», mit dem man «nie vernünftige Textverarbeitung machen» könne.
Doch einmal mehr behielt ein Baggenstos recht, und die PC-Revolution erfasste alle Büros, in verschiedenen Wellen: Erst als «Standalone», dann lokal im Büro vernetzt. Erst offline, dann stets verbunden mit dem Internet. Erst als Desktop, inzwischen vor allem als Laptop, den man leicht herumtragen kann und zurück im Büro wieder mit der Peripherie zusammenstöpseln.
Entsprechend hält Thomas auf dem zweiten Foto einen Laptop von hp (ehemals Hewlett-Packard) – des Herstellers, mit dem Baggenstos schon seit 1974 zusammenarbeitet.
Zweimal drei Generationen im Gründungshaus: Moritz Baggenstos mit Smartphone, Thomas mit Laptop, August mit Hermes Baby
In 30 Jahren hatte sich der PC zwar durchaus stark verändert, aber die Nutzungssituation blieb im Wesentlichen gleich: Mensch sitzt am Pult, schaut in den Monitor, tippt auf der Tastatur und zeigt und klickt mit der Maus. Wie wir alle wissen, überrollte dann ab 2007 das Smartphone die gesamte IT-Landschaft. Zwar gab es Mobiltelefone natürlich auch schon vorher, und sie wurden auch von Büroarbeitern genutzt, aber auch nur, wenn diese dasselbe mal verliessen. Mit den heutigen mobilen Allzweckgeräten hatten sie nur gemein, dass man auch mit ihnen telefonieren konnte.
Und auch den mobilen Laptop gibt es noch, aber nur weil sich dieser herumtragen lässt, würde niemand auf sein Smartphone verzichten. Denn anders als der PC, der sich vom Büro aus nach und nach auch ins private Leben ausbreitete, war das Smartphone zuerst vor allem ein privat genutztes Gerät, das sich von dort aus den Weg ins Arbeitsleben bahnte und durch seine Allround-Fähigkeiten inzwischen in fast keinem Beruf mehr wegzudenken ist.
Wenn daher die Firma Baggenstos heute ihre Kundinnen und Kunden vor allem «in der Cloud» betreut, gehören natürlich immer auch Geräte dazu, und selbstverständlich sind auch Smartphones immer im Portfolio dabei – notabene unter Einhaltung hoher Sicherheitsanforderungen, egal, ob es sich um die eigenen Geräte der Mitarbeitenden handelt oder der Arbeitgeber diese bereitstellt. So ist es nur logisch, dass Moritz auf dem Foto sein Smartphone in der Hand hält – vermutlich hatte er es nicht mal nur für den Fototermin mitgenommen. ;-)
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So sind also im Gründerhaus von 1925 nicht nur drei Generationen der Unternehmerfamilie Baggenstos im Bild, sondern auch drei Generationen technischer Geräte, die für drei massive Technologieschübe stehen – die die Firma A. Baggenstos & Co. AG immer mitgegangen ist.